 Robert Sterl: Hundekopf, 1909 (WVZ 730) Öl auf Pappe, 22,5 x 21 cm
 Sterl: Pferd im Geschirr, um 1909 (Z 2673)
 R. Sterl: Klöppelschule in Jöhstadt, 1916, Öl/Leinwand, 43,5 x 56 cm (WVZ 1040)
 Robert Sterl: Klöppelschule, 18.9.1916, schwarze Kreide, 37 x 48 cm (Z 2190)
 Robert Sterl: Klöppelschule, 18.9.1916, schwarze Kreide, 38 x 48 cm (Z 2276)
 Schulkinder beim Klöppelunterricht, Staatl. Klöppelschule Oberscheibe im Erzgebirge, 1. H. 20. Jh., Quelle: SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Foto: Walter Möbius
 Dirk Großer (c): Hochzeitsgesellschaft und ich, Fotoprint auf Leinwand, 2016
 Julia Boswank (c): "Ringe", Aquarell, 42 x 29,7 cm (Foto beschnitten), 2014
 Julia Boswank (c): “Talking Breads”, Aluminiumguss, Audio, 2016
 Julia Boswank (c): Rauminstallation (2014), Detailansicht, 2016
 Freilichtmuseum Hessenpark, Marktplatz, rechts: Haus aus Gemünden (Wohra)
|
Rückblick: Sonderausstellungen 2016
Robert Sterl und die Tiere Sonderausstellung: 1. Mai bis 3. Juli 2016
Tierdarstellungen
sind im Schaffen des Malers und Zeichners Robert Sterl (1867-1932)
häufig zu finden. In seinen frühen Schaffensjahren zeigt er vor allem
heimische Nutztiere des ländlichen Lebens – zumeist nicht als
Hauptmotiv, sondern als Staffage oder Beiwerk in vor Ort beobachteten
Szenen des bäuerlichen Alltags.
Seine charaktervollen
Tierskizzen und Detailstudien dienen später als Grundlage für
Landschaftsbilder und Genreszenen. So erfasst der Künstler Tiere während
seines gesamten Schaffens immer wieder ganz beiläufig in beseelten
Skizzen mit pointiert gesetzten Strichen und lebendigen Schraffuren oder
setzt sie in luftigen Ölstudien mit impressionistischer Leichtigkeit
ins Bild. Zunächst finden sich vor allem Schäferstücke und Ernteszenen,
später auch Reitpferde im Ersten Weltkrieg und zahlreich die damaligen
Arbeitspferde – etwa im Steinbruch.
Schon zu Beginn seiner
Karriere als freischaffender Landschaftsmaler um 1900 zeigt Robert Sterl
kaum Wildnis oder unberührte Natur. Die von Menschen bewohnte und
bewirtschaftete Landschaft, das Dorfleben mit Hühnern auf dem Hof oder
die Feldarbeit mit Ochsen oder Pferdekarren, aber auch das alltägliche
städtische Leben der ärmeren Schichten, wecken sein künstlerisches
Interesse. So finden sich in seinem Werk auch keine exotischen Tiere und
nur vereinzelt wilde Rehe.
Seit Sterl ab 1906 als Professor für
Malerei an der Kunstakademie stärker an Dresden gebunden ist,
beschäftigt er sich eingehend mit dem Thema der harten körperlichen
Arbeit. Insbesondere bei seinem Hauptthema, den Steinbruchbildern,
geraten damit Arbeitspferde in den Blick, die bis Anfang des 20.
Jahrhunderts unverzichtbar für den Transport der Sandsteine sind. Auch
in seinen Russlandimpressionen zwischen 1908 und 1914 schildert Sterl
den Umgang mit Pferden im fremdländischen Ambiente.
Seine eigenen
Haustiere werden im Spätwerk Robert Sterls zum eigenständigen Sujet. Im
Briefwechsel mit seiner Ehefrau Helene erwähnt der Maler seinen Hund
„Fips“ zwischen 1914 und 1918 in mehr als 130 Briefen. Auch der
Schäferhund „Claus“ wird zwischen 1920 und 1929 in zwanzig erhaltenen
Briefen angesprochen. (Kurator: Dr. Andreas Quermann) [Download: Faltblatt-Tiere]
Die Klöppelschule in Jöhstadt vor 100 Jahren Sonderausstellung: 10. Juli bis 4. September 2016 (verlängert bis zum 18. September 2016)
Nur scheinbar ein Bild des Friedens: Brave Mädchen erlernen das heimische Handwerk des Klöppelns. In der umfassenden Künstlerbiografie zu Robert Sterl (1867-1932) berichtet der ausgewiesene Sterl-Kenner Horst Zimmermann 2011 über ein „Intermezzo in Jöhstadt“: Mitte September 1916 logiert der Maler für einen Arbeitsaufenthalt in dem kleinen Textilstandort im Westerzgebirge. Nach einigen Zeichnungen, die in der Ausstellung gezeigt werden, malt Robert Sterl insgesamt vier Ölbilder der dort 1839 gegründeten Klöppelschule, von denen zwei zu sehen sind: Eines ist realistischer erfasst, das andere hingegen lebt von der impressionistischen Auflösung in Farben und Licht. – Kinder hatte der Landschafts- und Genremaler gut zehn Jahre früher regelmäßig dargestellt, war davon jedoch durch andere Themenfelder wie Steinbrecher, Musiker oder Russlandimpressionen abgekommen. Doch jetzt – mitten im Krieg – greift er das Kindermotiv ein letztes Mal auf. In den vier Versionen der Klöppelschule, von denen sich eine in Münchner Privatbesitz befindet und eine als verschollen gilt, kehrt er zu dem einfühlenden Realismus seiner künstlerischen Selbstfindung zurück.
Der Betrachter schaut aus der Lehrer-Perspektive stehend auf die Schülerinnen hinab. In zahlreichen Zeichnungen und Einzelporträts erarbeitet sich Sterl zwar die individuellen Gesichtszüge und den Charakter der einzelnen Mädchen; der feinmotorische Herstellungsprozess der Spitzen mittels Klöppeln aus feinen Fäden ist hingegen kaum noch zu erkennen. Stattdessen spielen im Zentrum des Gemäldes Licht und Farbe die Hauptrollen. Die Kleidung der Kinder, ihre Hände und Arbeitsmaterialien verschmelzen in der Mitte des Bildes zu einem filigranen Teppich aus Pastelltönen, die sich keiner wirklichen Stofflichkeit mehr zuschreiben lassen. Dabei entwirft Sterl eine spannungsreiche Diagonalkomposition: In aufsteigender Reihung sitzen sich Mädchen gegenüber. Die Platzierung der Köpfe gibt dem Gemälde einen spezifischen Rhythmus, der durch fein abgestimmte Farbwerte untermalt wird.
Es habe den Anschein, wie Horst Zimmermann feststellt, als wolle Sterl sich geistig frei machen von den furchtbaren Erlebnissen an der Westfront. Die konzentriert klöppelnden Mädchen seien weit entfernt vom fröhlichen, unbekümmerten Handarbeitsunterricht in Friedenszeiten, darüber könnten auch die malerischen Feinheiten des Farbvortrags nicht hinwegtäuschen. Im Ernst ihrer Gesichter und in ihrem Schweigen spiegelt sich, so Zimmermann, vielleicht auch der Kriegsalltag, während ihre älteren Brüder und Väter an den Fronten des Weltkrieges zugrunde gehen – allein mehrere Hunderttausend Tote zwischen Februar und Dezember 1916 bei Verdun! Robert Sterl kennt das Elend, war er doch wenige Monate zuvor von der Westfront zurückgekehrt, wo er über ein halbes Jahr lang als Kriegsmaler Gewalt, Zerstörung und Tod dokumentierte. Noch im März 1916 zeichnet er Feldbestattungen gefallener Soldaten in sein Skizzenbuch. Ein Kriegerdenkmal mit 118 Namen erinnert noch heute in Jöhstadt an die Opfer des Ersten Weltkrieges.
In der Sonderausstellung wird neben dem Gemälde aus dem Nachlass des Künstler eine weitere Version des Sterl-Werkes als Leihgabe aus der Kunstsammlung Schloss Hinterglauchau gezeigt; zudem sind sieben Vorzeichnungen und Studien von 1916 zu sehen sowie fünf Aufnahmen aus einer zeitgenössischen Klöppelschule (Deutsche Fotothek, Neuabzüge). Ergänzt werden die Kunstwerke durch Leihgaben aus dem Erzgebirgsmuseum in Annaberg-Buchholz, das ein Musterbuch, Klöppelbriefe, weiße und schwarze Klöppelspitzen sowie ein geklöppeltes Altartuch für die Ausstellung ausgeliehen hat. (Kurator: Dr. Andreas Quermann) [Download: Faltblatt-Klöppelschule]
"Privat" von Dirk Großer Interventionsprojekt: 14. August bis 4. September 2016 (verlängert bis zum 18. September 2016)
Sonntag, 21. August 2016, 15 Uhr Museumsführung und Künstlergespräch mit Dirk Großer zu seinem Interventionsprojekt: „Privat“ in den historischen Wohnräumen von Robert Sterl
"Die Privatsphäre ist jene Sphäre, von Raum, von Zeit, wo ich kein Bild, kein Objekt bin", so Roland Barthes. So gesehen gibt es keine Privatsphäre mehr. Die Exponate dieser Intervention nähern sich dem privaten Gestus in den Museumsräumen des Sterl-Hauses und denken sie mit Blick auf die Transparenz des heutigen Privatsektors zwischen Kontrolle und Protfolioesque weiter - das Private als öffentliches Portfolio? (Dirk Großer)
In den ehemals privaten Wohn- und Arbeitsräumen des Malers Robert Sterl verteilen sich sieben Werke Dirk Großers (*1970), der sich in Fotografien fremder Personen einschleicht, persönliche Akten und seinen privaten Briefkasten mit ungeöffneter Post präsentiert sowie ein überarbeitetes Wahlplakat durch den Slogan "Everything is relevant" hinterfragt. (kuratiert von Dirk Großer und Dr. Andreas Quermann)
Die Kartoffel ist vielleicht ein Kreis Julia Boswank | Robert-Sterl-Preis 2016 Preisträgerausstellung: 25. September bis 31. Oktober 2016
In
ihrer grafischen Arbeit untersucht Julia Boswank die Fläche als Träger
von Linie und Räumlichkeit. Dabei bewegt sie sich stets zwischen
Gegenständlichkeit und abstrahierter Formgebung. Die aus Gips, Bronze
oder Aluminium geformten Objekte „setzen sich mit dem Verhältnis von
Form und Funktion auseinander. Für eine eindeutige Funktion im Sinne
eines Gebrauchsgegenstandes entscheiden sie sich nicht,“ so die
Künstlerin. Audioeinspielungen operieren mit poetischen Texten und
minimal dosiertem Humor, wie auch die sprechenden Werktitel.
Im
historischen Kunstkontext des Sterl-Hauses verstörend wirkende
Werkstoffe formt Boswank zu streng-abstrakt komponierten
Rauminstallationen, die ortsbezogen variiert sind. Diese Werke sind auf
den ersten Blick abstrakt angelegt und erscheinen wie zufällig
entstanden. Doch tatsächlich sind die wenigen Elemente exakt austariert
und überaus bewusst platziert. Sie vermögen – angeregt durch Titel und
realistische Abformungen – in der Imagination des Betrachters
Geschichten anzustoßen. Gegenständliche Objekte und Audiofragmente
spannen einen Bogen zum Alltag des Betrachters.
Die Arbeiten
wirken sowohl formal durch Form und Farbe, als auch materiell durch ihre
haptisch-akustischen Erscheinungsformen. Die Künstlerin arbeitet mit
dem Raum, den sie grafisch zu erweitern und neu zu ordnen sucht. Die
verschiedenen Elemente beziehen sich auf die Dimensionen des
Ausstellungsraums, der verändert und visuell vergrößert wird.
Letztendlich geht es in dieser Reduzierung auf das Wesentliche immer um
Zeichnung – entweder gesetzt im dreidimensionalen Raum oder in der
Fläche auf dem Zeichenpapier.
Die einzelnen, überaus bewusst
gesetzten Elemente ihrer Rauminstallationen bilden eine in sich stimmige
Balance – ganz im Sinne klassisch proportionierter, hier auf den Raum
bezogener Kompositionen. Hinter der zuweilen lapidar wirkenden
Präsentation verbirgt sich eine sublime Wirkmächtigkeit, die
wohldurchdacht ist. Die Künstlerin bezieht sich immer auf den Raum: wie
ein Seismograf reagiert sie auf dessen Fläche, greift Achsen auf und
bezieht sich auf Breiten von Fenstern, Türen, Wänden; dies aber jenseits
der Orthogonalität und intuitiv, ohne die Verhältnisse mit dem Maßband
zu beziffern. (Kurator: Dr. Andreas Quermann)
Die
Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden vergeben als Verwalter des
Nachlasses von Robert Sterl zusammen mit der Hochschule für Bildende
Künste Dresden seit 1997 jährlich den Robert-Sterl-Preis für
Meisterschüler. Bisherige PreisträgerInnen waren 1997: Annekatrin Klump |
1998: Jörg Burzinsky | 1999: Antje Blumenstein | 2000: Sebastian Hempel | 2001: Susanne Nosky | 2002: Daniel Kestel | 2003: Susanne Hanus | 2004: Heide Hinrichs | 2005: David Buob | 2006: Michael Mader | 2007: Kai Hügel | 2008: Katja Hoffmann-Wildner | 2009: Paul Pretzer | 2010: Sara Pfrommer | 2011: Franziska Semtner | 2012: Juliane Schmidt | 2013 Nicolás Dupont | 2014: Henrike Pilz | 2015: Dana Berg | 2016: Julia Boswank - LINK: Preisträger 1997-2015
Naturerlebnis und Arbeitswelt – der Impressionist Robert Sterl Sonderausstellung im Freilichtmuseum Hessenpark, Haus aus Gemünden (Wohra), Baugruppe Marktplatz, Laubweg 5, 61267 Neu-Anspach 13. März bis 27. November 2016
Rückblick:
Sonderausstellungen 2015
Sonderausstellungen 2014
Sonderausstellungen 2013
Sonderausstellungen 2012
Chronik und Sonderausstellungen 2002-2015
|