„SEDIMENT“
Julia Schmelzer
22.09. – 29.10.2023
Verlängert bis zum 16.12.2023!
Robert-Sterl-Preis-Ausstellung 2023
Verdiente Preisträgerin des Robert-Sterl-Preises 2023 ist Julia Schmelzer, nachdem sie mit ihren klugen und sehr gut recherchierten Videoarbeiten eine Fach-Jury, bestehend aus drei Hochschullehrer:innen der HfBK Dresden sowie der stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden und der Leiterin des Robert-Sterl-Hauses, beides Kunsthistorikerinnen, überzeugen konnte. In diesen befasst sich die Künstlerin, so die Jury-Begründung, mit essenziellen Fragen zum Erfahren von Welt. Wiederholt greift sie die Verbindung von Mensch und Maschine auf. Ihre präzisen, fokussierten Arbeiten überzeugten durch große Klarheit und stilistische Sicherheit. Raum und Zeit werden von ihr kunstvoll als Material verwendet. So gelingt es der Künstlerin inhaltlich komplexe und teils wissenschaftliche Themen durch ästhetische und dramaturgische Strategien gekonnt in eine bildnerische Poesie zu übersetzen.
Im Rahmen der Robert-Sterl-Preis-Ausstellung 2023 verwandelt die Künstlerin und Robert-Sterl-Preisträgerin die Sonderausstellungsräume des Museums und Künstlerhauses in Struppen in eine multimediale Installation, die verschiedene Perspektiven des sogenannten Anthropozäns reflektiert. Hierunter wird das geologische Zeitalter verstanden, dessen maßgeblichster Einflussfaktor auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde der Mensch ist. Der Ausstellungstitel „SEDIMENT“ verweist dabei auf Ablagerungen von Materie, die Zeugnis über Zeit und Umwelteinflüsse ablegen. Insgesamt wirft die aus Video- und Objektarbeiten bestehende Ausstellung „einen melancholischen Blick auf den imaginären Bohrkern der Gegenwart und versucht, eine Verortung zwischen verschiedenen chronologischen Strata, als Teil eines stetigen Transformationsprozesses“ vorzunehmen, wie Julia Schmelzer in ihrer Handreichung für Gäste des Robert-Sterl-Hauses erklärt.
Insgesamt bewegen sich ihre Arbeiten zwischen „Dokumentation und Imaginärem“, wie sie selbst sagt. Als Ausdrucksmittel nutzt sie Video Essays, zeitbasierte Malerei sowie ortsspezifische und immersive Installationen. In und mit diesen erforscht sie, wie sie weiter ausführt,
„die Tiefen der Zeit und unsichtbare Strukturen, von Kosmischem und Biologischem bis hin zum Ökologischen und Politischen aus einer gegenwärtigen und futuristischen Perspektive. Dabei werden Berührungspunkte zwischen Phänomenologie und Spekulation analysiert und die Beziehung zwischen Mensch und Maschine vor dem Hintergrund techno-liberaler Strömungen ausgelotet.“
Das Ergebnis sind Werke, die mit Titeln wie „Domestication“ (2023), „Crown“ (2023) oder „Motion“ (2023) aufwarten und das ganze Spektrum von Körperlichkeit, Menschsein über Wissenschaft und kulturellem Gedächtnis abschreiten. Dabei versteht es Julia Schmelzer gleichermaßen Emotio und Ratio anzuregen und dadurch zum Reflektieren einzuladen.
Julia Schmelzer, Jahrgang 1988, lebt als Künstlerin und Kuratorin in Dresden. Ihr Studium in Dresden und Paris schloss sie 2016 mit einem Diplom an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden ab. Seit 2012 beteiligt sie sich mit ihren Werken an Ausstellungen in Deutschland, Frankreich, Italien und der Tschechischen Republik. Derzeit ist sie, weiterhin an der HfBK Dresden, Meisterschülerin in der Fachklasse für Kunst mit Schwerpunkt auf digitalen und zeitbasierten Medien bei Prof. Carsten Nicolai. Neben ihrer eigenen künstlerischen Tätigkeit ist Julia Schmelzer 2017 Mitbegründerin der internationalen Plattform für Medienkunst PYLON, einem digitalen Ausstellungs- und Archivprojekt. Außerdem ist sie seit 2021 Kuratorin des Ausstellungsraums HYBRID Box im Europäischen Zentrum der Künste HELLERAU.
Veranstaltungen im Rahmen der Sterl-Preis-Ausstellung „SEDIMENT“:
- Freitag, 22.09.2023, 17:00 Uhr: Preisverleihung und Ausstellungseröffnung im Atelier des Robert-Sterl-Hauses
- Freitag, 13.10.2023, 15:00 Uhr: Gespräch über die Werke der aktuellen Sterl-Preis-Ausstellung „SEDIMENT“ mit der Künstlerin und Preisträgerin, Julia Schmelzer
- Finissage zur Sonderausstellung „SEDIMENT“, Gespräch mit der Künstlerin und Preisträgerin, Julia Schmelzer, über ihre Kunst, Projekte und ihre Pläne für die Zukunft.
Bereits beendete Sonderausstellungen:
Helene Sterl zum 150. Geburtstag
Der Künstler als Lebensaufgabe
13. Juli – 10. September 2023
Mathilde Beckmann (1904-1986), Charlotte Berend-Corinth (1880-1967), Hedwig Kubin (1874-1948), Adele Zwintscher (1872-1942) – sie alle haben eines mit Helene Sterl (1873-1950) gemeinsam: Sie waren die Ehefrau eines Künstlers.
34 Jahre, die längste Zeit ihres Lebens, war Helene mit Robert Sterl verheiratet. Glaubt man dem reichen Briefwechsel des Ehepaares, der sich im Robert-Sterl-Haus erhalten hat, war es eine glückliche Ehe, in der scheinbar beide aufgehen konnten. Das Paar verband eine tiefe, von Respekt, Vertrauen und gegenseitigem Verständnis geprägte Liebe sowie ihre Begeisterung für Kunst, Natur und klassische Musik. Beides genießen sie gemeinsam aber mindestens genauso häufig unabhängig voneinander. Dasselbe gilt für Reisen und Ausflüge. Insgesamt führt Helene Sterl ein recht eigenständiges Leben. Dabei bleibt ihre Betätigung keinesfalls allein auf Haushalt und Familie beschränkt, wie es zu jener Zeit für eine Frau noch immer vorherrschendes Rollenbild in der Gesellschaft gewesen war. Helene bewegt sich vielmehr in einem gesellschaftlichen Grenzbereich, indem sie mit ihrem Künstlergatten geschäftlich zusammenarbeitet und ihn offiziell in der Öffentlichkeit vertritt.
So besprechen sie professionell und auf Augenhöhe Kunstkataloge und Ausstellungen. Sie recherchiert Kritiken über ihn und Künstlerkollegen in diversen Zeitungen, kümmert sich um Ausleih- und Reproduktionsanfragen, führt Preisverhandlungen, beaufsichtigt die Erstellung von Druckgrafiken ihres Mannes, führt zu großen Teilen seine Korrespondenz und vertritt ihn auf Gesellschaften. Robert schätzt das Urteil seiner Frau nicht nur in künstlerischen Angelegenheiten und holt dieses bewusst ein. Helenes Interesse an Robert Sterls Kunst geht außerdem weit über die von einer damals „idealen Ehefrau“ erwarteten Anteilnahme am Schaffen des Ehemannes hinaus. Sie glaubte an ihn, verstand ihn und bewunderte ehrlich seine Werke. Ihre Rolle im Schaffen Robert Sterls darf demzufolge nicht unterschätzt werden.
L 19, Foto: Jürgen Karpinski
Die Präsentation, der im Rahmen der Sonderausstellung gezeigten Zeichnungen, historischen Fotografien, Briefe und zeitgenössischen Gegenstände aus ihrem Besitz, stellt einen Versuch dar, die Facetten der Person Helene Sterl, welche sich keinesfalls allein auf ihr Dasein als Ehefrau beschränken, und ihre Bedeutung für das Werk Robert Sterls stärker als bisher in den Fokus zu rücken. Hierzu wird Helene Sterl auch vor ihrer Ehe als junges Mädchen vorgestellt sowie als alte Dame, die nach dem Tod ihres Mannes noch 18 Jahre lang – durch die Zeit des Nationalsozialismus‘, des 2. Weltkrieges und der Nachkriegszeit hindurch – weiterhin sein Werk verwaltet und für die Nachwelt erhält.
Begleitende Veranstaltungen:
- Mi, 12.07.2023, 17:00 Uhr, Ausstellungseröffnung mit Musik von Diana Linke und Janina Uschner (Violine, Klavier, Gesang)
- So, 16.07.2023, 10:30 -11:15 Uhr, Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung
- So, 20.08.2023, 15:00 – 15:45 Uhr, Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung
- Sa, 02.09.2023, 17:30 Uhr, Musikalische Lesung aus dem reichen Briefwechsel zwischen Helene und Robert Sterl
- Sa, 09.09.2023, 16:00 Uhr, Finissage mit einem vergleichendem Gespräch zu Helene Sterl und Adele Zwintscher, Ehefrau von Oskar Zwintscher, dem 2022 eine große Ausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) gewidmet war. Das Gespräch führen Dr. Andreas Dehmer, SKD, und Juliane Gatomski, Robert-Sterl-Haus.
Stadt – Land – Impression
Robert Sterl auf Studienreise in Frankreich 1893
01. Mai bis 02. Juli 2023
1893 ist ein wichtiges Jahr im Leben des Künstlers Robert Sterl (1867-1932). In diesem Jahr wird er den Steinbruch als Motiv – wofür er bis heute bekannt ist – und das hessische Wittgenborn als zweite Heimat für sich entdecken. Das alles passiert in der zweiten Hälfte des Jahres. In der ersten Hälfte unternimmt er eine ausgedehnte Studienreise nach Frankreich, die ihn nach Paris, in das Pariser Umland und nach Nordfrankreich führt. Vor allem mit seinem Aufenthalt in der französischen Hauptstadt folgt er dem Vorbild vieler zeitgenössischer Künstler, wie z.B. Max Liebermann, Gotthardt Kuehl oder Max Slevogt.
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In Paris besucht er Museen, Ausstellungen und Galerien und setzt sich mit Alten Meistern, Künstler*innen der jüngeren Vergangenheit und der Gegenwart gleichermaßen auseinander. Mit ersten Erfahrungen in der Freilichtmalerei, die er bereits im Dresdner Umland sammeln konnte, interessiert er sich vor allem auch für Künstler*innen der Schule von Barbizon und des Impressionismus. Als Sterl 1893 nach Paris kommt, war die Hochphase des französischen Impressionismus bereits vorbei. In Deutschland hielt der Impressionismus allerdings gerade erst Einzug.
Künstlerische Zeugnisse seines Aufenthaltes in Paris sind ein ganzes Konvolut an Zeichnungen, die das Leben in der französischen Metropole widerspiegeln: Vorbeieilende Passanten, Gespräche auf der Straße, Zusammenkünfte im Café aber auch Menschenansammlungen im Rahmen von Feierlichkeiten und Beerdigungen. Im Pariser Umland und Nordfrankreich konzentriert er sich vor allem auf Darstellungen der Landschaft, wobei Einflüsse des Impressionismus erkennbar werden. Im nordfranzösischen Étaples, wo er bei einem alten Studienfreund unterkommen kann, entdeckt er zudem eine Kleinkinderschule als reizvolles Motiv.
130 Jahre nach Robert Sterls Studienreise nach Frankreich zeigt die Sonderausstellung erstmalig eine Auswahl der damals entstandenen Gemälde, Skizzen und Zeichnungen und thematisiert damit einen Teil des Schaffens und der künstlerischen Entwicklung von Robert Sterl, der bisher immer im Schatten seiner reiferen Werke gestanden hat.
Begleitende Veranstaltungen:
- Mo, 01.05.2023, 11:00 Uhr, Ausstellungseröffnung mit Musik von Adela Bratu und Steffen Gaitzsch (Geige)
- Sa, 13.05.2023, 10:30 Uhr Kuratoren-Führung durch die Sonderausstellung
- Sa, 17.06.2023, 10:30 Uhr Kuratoren-Führung durch die Sonderausstellung
- So, 02.07.2023, 16:30 Uhr, Finissage zur Sonderausstellung mit Vortrag zum Thema „Robert Sterl und der französische Impressionismus. Fundament oder Eintagsfliege?“, Rednerin: Juliane Gatomski, Leiterin des Robert-Sterl-Hauses