Geschichte

Robert-Sterl-Haus, Straßenseite

Das Robert-Sterl-Haus ist eines der wenigen original erhaltenen Künstlerwohnhäuser in Deutschland. Es bietet die einzigartige Gelegenheit, den bedeutenden deutschen Impressionisten Robert Sterl nicht nur in seinen Gemälden aus allen Schaffensperioden, sondern auch in seiner Privatsphäre kennen zu lernen.

Das 1914 vom Meissner Architekten William Becker erbaute Wohnhaus in Naundorf erwarb der Künstler 1919 für sich und seine Ehefrau Helene. Das Ehepaar zog von Dresden in die Sächsische Schweiz. Sterl ließ nach eigenen Entwürfen von William Becker ein großzügiges Atelier anbauen. Sterl lebte und arbeitete noch zwölf Jahre – zuletzt von Krankheit gezeichnet – in Naundorf. Günstig in der Nähe des Bahnhofs Stadt Wehlen gelegen, konnte Professor Sterl täglich bequem mit dem Zug nach Dresden fahren, wo er weiterhin an der Kunstakademie lehrte.

1931 legten Robert und Helene Sterl, deren Ehe kinderlos geblieben war, in einem gemeinsamen Testament die Errichtung der Robert-und-Helene-Sterl-Stiftung fest. Sie sollte Studenten der Dresdner Kunstakademie Arbeitsmöglichkeiten im Naundorfer Haus bieten. Robert Sterl verstarb am 10. Januar 1932 in seinem Haus und wurde auf dem Grundstück bestattet, wo sich noch heute die Grabstätte der Eheleute Robert und Helene Sterl befindet. Helene Sterl überlebte ihren Mann um 18 Jahre und musste durch die Geldentwertung 1945 schwere Einbußen hinnehmen. Zur Sicherung ihrer Existenz war sie gezwungen, viele Werke ihres Mannes aus dessen Nachlass zu verkaufen. Über 40 Jahre lang sorgte Frau Helene Landgraf, die seit 1937 als Haushälterin tätig und noch von Frau Sterl eingestellt worden war, umsichtig für das Robert-Sterl-Haus.

Allerdings fehlte nach Helene Sterls Tod 1950 das nötige Kapital für die Errichtung einer selbständigen Stiftung. Daher beschloss die Stiftungsaufsichtsbehörde gemeinsam mit dem Testamentsverwalter, die Robert-und-Helene-Sterl-Stiftung 1957 als unselbständige Stiftung in die Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden zu integrieren. Diese Sammelstiftungen haben bis heute die Trägerschaft des Sterl-Hauses als gemeinnützige Stiftung privaten Rechts inne und sorgen seit nunmehr sechs Jahrzehnten mit großem materiellen und personellen Einsatz neben weiteren Aufgaben im caritativen und kulturellen Bereich für die Erhaltung des Robert-Sterl-Hauses als Kunstmuseum und Forschungsarchiv. So wird das Haus seit 1981 unter kunstwissenschaftlicher Leitung als Museum geführt.

Authentisch erhaltene Wohnräume mit originalem Interieur laden zu einer Zeitreise in die Lebenskultur des frühen 20. Jahrhunderts ein. Zusammen mit der komplett erhaltenen Künstlerbibliothek, dem weitläufigen Garten sowie der Grabstätte der Eheleute Sterl bietet sich dem Besucher ein einzigartiges Ensemble. Seit 1999 erstrahlt das Hausinnere nach einer ersten Teilsanierung wieder in der ursprünglichen Farbgebung. Nach umfangreicher und denkmalgerechter Grundsanierung präsentiert sich das Haus seit 2010 in neuer Pracht.

Das Museum bewahrt und pflegt den künstlerischen Nachlass Robert Sterls mit mehr als 2.700 Zeichnungen, über einhundert Skizzenbüchern, Druckgrafiken und zahlreichen Gemälden sowie privaten Fotografien und dem Briefwechsel des Künstlers. Das Archiv dient wissenschaftlichen Studienzwecken. Über einhundert ständig präsentierte Gemälde aus allen Schaffensperioden machen mit Sterls reichem künstlerischem Schaffen vertraut. Wechselausstellungen mit Sterls Zeichnungen und Grafiken oder mit Werken seiner Schüler und Zeitgenossen laden zu wiederholten Besuchen des Hauses ein.

Für Besucher ist das Haus in einer halben Stunde Bahnfahrt gut vom Dresdner Hauptbahnhof aus zu erreichen. Es liegt zudem am beliebten Elberadweg sowie für Wanderer ideal – und als einziges Malermuseum – am beliebten Malerweg in der Sächsischen Schweiz.

Als Träger des Museums förderten die Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden über mehrere Jahre die wissenschaftliche Erstellung eines neuen Werkverzeichnisses der Gemälde und Ölskizzen von Robert Sterl. Das von Kristina Popova bearbeitete Werkverzeichnis umfasst 1.163 Werke und ist im Jahr 2011 in Zusammenarbeit mit der Städtischen Galerie Dresden erschienen. Die von Horst Zimmermann ebenfalls im Jahr 2011 veröffentlichte Biografie stellt das Leben und Werk des Malers Robert Sterl in Briefen und Selbstzeugnissen umfassend dar.

Mit dem jährlich im Herbst vom Träger des Museums – den Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden – vergebenen Robert-Sterl-Preis für MeisterschülerInnen der Dresdner Hochschule für Bildende Künste wird Sterls Vermächtnis als Akademieprofessor und Lehrer geehrt. Die Preisträger stellen ihre Werke in eigenen Ausstellungen vor.