2022

Plakat zur Sonderausstellung „Hanging Garden“ mit Werken der Robert-Sterl-Preisträgerin 2022 Taemen Jung

Taemen Jung – „Hanging Garden“

Robert-Sterl-Preis-Ausstellung 2022

Verleihung des Robert-Sterl-Preises 2022 an Taemen Jung am 21.09.2022 im Robert-Sterl-Haus; Friedbert Damm (Vorstand Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden), Taemen Jung, Juliane Gatomski (Leiterin des Robert-Sterl-Hauses) (v.l.n.r), Foto: Taemen Jung

Inzwischen in Leipzig heimisch geworden, hat Taemen Jung bereits einen weiten Weg hinter sich – wörtlich und metaphorisch. Geboren und aufgewachsen im südlichen Teil von Korea ist sie in ein Land hineingeboren worden, das seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch Teilung in einem ständigen – teils kriegerischen – Konflikt lebt. Inzwischen trennen Nord- und Südkorea Welten. Ihre Eindrücke und Erfahrungen als Nachkriegsgeborene verarbeitet die Preisträgerin des Robert-Sterl-Preises 2022 bereits früh in ihren Werken. Hierbei werden Themen wie die Erzeugung subtiler Angst innerhalb der Bevölkerung, politische Propaganda, Einschränkungen der persönlichen Freiheit oder Zensur von ihr behandelt.

2015 kommt Taemen Jung nach Deutschland, um ihre künstlerische Ausbildung voranzutreiben. So erfolgreich sie mit ihrer Weiterbildung in Leipzig und Dresden ist, so schwer fällt es ihr, in Deutschland ein neues Zuhause zu finden. Als Koreanerin und Frau trifft sie gerade bei der Suche nach einer dauerhaften Bleibe immer wieder auf Hindernisse, die es ihr erschweren in dem neuen Land anzukommen. So verarbeitet die junge Künstlerin ihre Erfahrungen und Emotionen erneut biografisch, indem sie sich in ihren jüngsten Arbeiten mit ihrer Sehnsucht nach Sesshaftigkeit und dem Recht auf Aneignung von Räumen, einem demokratischen Urbanismus, wie sie es nennt, inhaltlich auseinandersetzt. Durch zahlreiche Umzüge auf wenig Hab und Gut reduziert, kristallisierte sich in ihrem Werk eine Zimmerpflanze als Symbol für „Zuhause“ heraus. Seitdem spielen generell Pflanzen auf vielfältige Art und Weise eine Rolle in ihrem Œuvre. So nutzt sie beispielsweise echte Pflanzen, die sie mit künstlichen Elementen vermischt, während sie andere Pflanzen komplett künstlich erzeugt oder letzthin sogar als aufblasbare Installationen aus Folie zum Leben erweckt. Das Material Plastikfolie nutzt sie seit 2018 als Ausdrucksmittel. Einerseits symbolisiert die Folie bei ihr Temporärität – wird diese doch in der Regel genutzt, um Dinge von A nach B zu transportieren. Darüber hinaus verweist die Künstlerin auf die meist übersehenen, sehr persönlichen Geschichten, die Plastikfolien über deren Besitzer*innen erzählen.

Generell setzt sich das Werk der Robert-Sterl-Preisträgerin 2022 aus Installationen, Skulpturen, Videokunst und Bildern zusammen. Bis auf letztere sind alle in ihrer Sonderausstellung im Robert-Sterl-Haus vertreten. Unter dem Titel „Hanging Garden“ vereinigt die Künstlerin ihre bisherigen Themen und zeigt sowohl Werke aus den letzten fünf Jahren als auch aktuelle Arbeiten. Der Titel soll hierbei auf die berühmten „Hängenden Gärten von Babylon“ verweisen, die zu den frühesten bekannten Gärten überhaupt zählen, wie sie erklärt. Gleichzeitig bezeugen diese aber auch, dass immer Geld und der notwendige Raum für einen Garten zur Verfügung stehen musste – beides Ausdruck und Begleiterscheinung von Macht. Gleichzeitig ist für die Künstlerin ein Garten aber auch Zuflucht und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Und so beschert Taemen Jung den Gästen im Robert-Sterl-Haus beim Eintritt in ihre Ausstellung den Eindruck, einen Garten zu betreten – mit Blick hinaus in den Garten von Robert Sterl.

Plakat zur aktuellen Sonderausstellung „Robert Liebknecht. Künstler-Schüler-Sohn“ im Robert-Sterl-Haus

Robert Liebknecht

Künstler-Schüler-Sohn

14. Juli bis 11. September 2022

Robert Liebknecht (1903-1994) ist 15 Jahre alt, als er mit dem gewaltsamen Tod seines Vaters Karl (1871-1919) konfrontiert wird. Am Totenbett begegnet er der Künstlerin Käthe Kollwitz (1867-1945), die sein schon früh ausgeprägtes künstlerisches Talent anhand seiner Skizzenbücher erkennt.

1923 geht Robert Liebknecht nach Dresden, um Kunst zu studieren. Schnell fand er in dem Impressionisten Robert Sterl (1867-1932) einen Lehrer, der ihn inspirierte, forderte und unterstützte. Es entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung, die Liebknecht auch nach dem Tod von Sterl nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges dazu veranlasste, die Witwe Sterl mit Worten und Lebensmitteln zu unterstützen.

Bereits in seinem Frühwerk weisen Liebknechts Werke eine Leidenschaft und Energie auf, die sich in einer lebhaften Strichführung und einem oft pastosen Farbauftrag ausdrücken. Letzterer nimmt im Laufe seines Lebens zum Teil auch noch stark zu. Ähnlich wie sein Professor ist auch er einfühlsamer Porträtist, feinfühliger Darsteller der arbeitenden Bevölkerung, konzentrierter Zeichner von Landschaften und wacher Beobachter von Lichteffekten. Darüber hinaus setzt er sich mit der Darstellung von Straßenzügen, Plätzen, Einkaufsmeilen oder Stillleben auseinander.

Nach dem Ende seines Studiums 1930 geht Liebknecht zurück nach Berlin. Künstlerisch arbeitet er weiter an den Themen, die er bereits in Dresden begonnen hat. 1932 stirbt sein Lehrer Robert Sterl. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten 1933 ist er als Sohn des bekannten Sozialisten Karl Liebknechts und seine Frau als Jüdin gezwungen, Deutschland zu verlassen.

Liebknechts gehen nach Frankreich und finden in Paris eine neue Heimat. Während Robert Liebknecht für seine Werke in Dresden und Berlin eher gedeckte Farben verwendet hat, hellt sich seine Farbpalette in Frankreich unter dem Einfluss des französischen (Post)Impressionismus merklich auf. Die Teilnahme an renommierten und zum Teil internationalen Ausstellungen sowie erste lukrative Verkäufe zeugen zudem von seinem zunehmenden Erfolg als Künstler. Mit dem Überfall Deutschlands auf Polen 1939 und der französischen Kriegserklärung wird Robert Liebknecht zusammen mit anderen Männern aus Deutschland im Lager „Les Milles“ in der Nähe von Aix-en-Provence interniert. Dank prominenter Fürsprache konnte er das Lager nach einiger Zeit wieder verlassen. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich 1940 erfolgt eine erneute Internierung aller Deutschen. Liebknecht wird mit seiner Frau zu einem Aufenthalt in dem südfranzösischen Ort Calvisson gezwungen, wo er Porträts von Kameraden aber auch zahlreiche farbige Zeichnungen der umliegenden Landschaft anfertigt. 1943 gelingt ihnen die Flucht in die Schweiz, wo sie schließlich in Basel unterkommen.

Nach dem Krieg kehren Robert und Hertha Liebknecht zurück nach Frankreich. In die zweite Hälfte der 1940er Jahre fällt ein mehrfacher Briefwechsel zwischen Robert Liebknecht und Helene Sterl (1873-1950), von dem bis heute erhaltene und in der Ausstellung gezeigte Briefe zeugen.

Die Sonderausstellung zeigt darüber hinaus Gemälde, Zeichnungen und Lithografien von Robert Liebknecht, die zu einem großen Teil aus dem Nachlass Liebknecht und Privatbesitz stammen. Einzig für den Komplex der Dresdner Zeit werden auch eine Reihe von Werken aus dem Bestand des Robert-Sterl-Haus gezeigt. Schwerpunkt der Ausstellung ist Robert Liebknechts Zeit in Dresden und seine Beziehung zum Ehepaar Sterl. Um einen Eindruck von seiner Entwicklung und seinem Gesamtschaffen zu erhalten, werden jedoch auch einige Werke aus seiner Zeit in Berlin und Frankreich bis in die 1960er Jahre hinein gezeigt.  

Bildsinfonien – Musikdarstellungen im Werk des Impressionisten Robert Sterl

01. Mai bis 03. Juli 2022

Schwerstarbeitende Steinbrecher. Das kommt vielen in den Sinn, wenn Sie an Bilder von Robert Sterl (1867-1932) denken. Bereits zu seinen Lebzeiten waren Darstellungen dieser unermüdlichen Arbeiter gewissermaßen ein Markenzeichen des Impressionisten. Etwa 30 Jahre lang, dienten sie ihm als Motiv. Eine vollkommen andere Welt stellen die Konzert- und Opernhäuser dar, in denen Sterl zwischen 1906 und 1914 ebenfalls ein- und ausging und die einen ähnlich reichen Niederschlag in seinem Werk gefunden haben.

Im letzten Jahr widmete das Robert-Sterl-Haus in Kooperation mit der Familienstiftung Ernst Edler von Schuch der Künstlerfreundschaft von Robert Sterl und dem Generalmusikdirektor der Dresdner Hofoper, Ernst Edler von Schuch, anlässlich dessen 175. Geburtstages eine vierwöchige Sonderausstellung. Damit präsentierte es gewissermaßen die Ouvertüre zur diesjährigen Sonderausstellung, die ein umfassenderes Bild des „musikalischen“ Werkes von Robert Sterl vorstellt und auch bisher kaum bekannte Werke des Künstlers zeigt, wie z.B. die in Öl auf Leinwand ausgeführte Darstellung eines Organisten aus Herrnhut aus dem Jahre 1904.

Robert Sterl war ein Kenner der Musik des beginnenden 20. Jahrhunderts. Er war begeistert von klassischer Musik und auch den moderneren Strömungen gegenüber aufgeschlossen, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts herauskristallisierten. Darüber hinaus verbanden ihn teils enge Freundschaften mit namhaften Musikern seiner Zeit, was ihm den Zugang zur Musikszene der damaligen Zeit erleichterte. Zu den Personen, die in der Ausstellung wieder zu finden sind, zählen beispielsweise Henri Petri, Ernst von Schuch, Richard Strauss, Arthur Nikisch, Felix Draeseke, Max Reger, Alexander Skrjabin, Sergei Rachmaninoff oder Clothilde von Derp.

Es gelang ihm als Maler, Grafiker und Zeichner einen wichtigen Beitrag zum Impressionismus zu leisten, aber auch Musikgeschichte zu konservieren und diese Welt bis heute erfahrbar zu halten – im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung im Robert-Sterl-Haus sogar in einem authentischen Umfeld. So ist die Ausstellung auch nicht allein auf die Sonderausstellungsfläche des Hauses beschränkt, sondern ebenfalls in die ehemaligen Wohn- und Arbeitsräume des Künstlerdomizils eingebunden. Gezeigt werden 30 Darstellungen von Komponisten, Dirigenten, Pianisten, Kammermusikern, Orchestermitgliedern, Sängerinnen, Ausdruckstänzerinnen und Operndarsteller*innen und bilden damit das Kaleidoskop der damaligen Musikszene ab, in der sich Sterl künstlerisch und gesellschaftlich bewegte. Hierbei rangiert das Feld von klassischen Porträts bis zu Bewegungs- und Instrumentenstudien, von Ölgemälden bis Zeichnungen, ergänzt durch Briefe und zeitgenössische Fotografien und Postkarten, die uns zu einem großen Teil aus dem Privatbesitz der Urenkelin und Sprecherin der Familienstiftung Ernst Edler von Schuch, Frau Martina Damm, zur Verfügung gestellt worden sind.

Weiterhin werden die Zugänge deutlich, über die Robert Sterl den Kontakt zur Musikszene erhalten hat. Von Bedeutung waren hier vor allem die Freundschaften zum Musikverleger Nikolai von Struve – Ehemann einer ehemaligen Schülerin von Sterl -, dem Konzertmeister der Königlich Sächsischen Hofoper, Henri Petri, und dem Generalmusikdirektor derselben, Ernst Edler von Schuch.

Der Großteil der Ausstellung wird durch Bestände aus dem Besitz des Robert-Sterl-Hauses in Naundorf bestritten. Es bereichern jedoch, wie bereits angedeutet, auch einige Leihgaben die Ausstellung, für die an dieser Stelle ausdrücklich gedankt sei. Abgesehen von den bereits weiter oben erwähnten Objekten ermöglicht die Leihgabe des von Robert Sterl gemalten Porträts des Komponisten Felix Draeseke von 1907 aus dem Besitz der Städtischen Galerie Dresden die gleichzeitige Präsentation mit einer Vorzeichnung aus dem Robert-Sterl-Haus. Das gleiche gilt für die Leihgabe aus dem Jahr 1911, die wir freundlicherweise aus dem Besitz des Kulturhistorischen Museums Görlitz‘ zur Verfügung gestellt bekommen haben und Ernst von Schuch den „Rosenkavalier“ dirigierend zeigt.

Für knapp acht Jahre bildete das weite Feld der Musik einen reichen Fundus an Motiven für Robert Sterl. In den ersten Monaten des Jahres 1914 starben dann mit Henri Petri und Ernst von Schuch zwei gute Freunde von Robert Sterl kurz hintereinander. Im Juli brach der Erste Weltkrieg aus, der nicht nur Robert Sterls Welt grundlegend verändern sollte. Mit dem Tod seiner Freunde und dem Krieg wurde dem von Musik geprägten Lebens- und Werkabschnitt nachhaltig ein Ende gesetzt.