Kartoffeln und Heu – Erntebilder von Robert Sterl
Sonderausstellung: 1. Mai bis 8. Juli
Wie üblich startet das Robert-Sterl-Haus am Dienstag, dem 1. Mai mit der Eröffnung einer Sonderausstellung in die Saison. Anlass der neuen Sonderausstellung ist die Schenkung eines Gemäldes durch den Kreis der Freunde und Förderer des Robert-Sterl-Hauses e.V.: Die Kartoffelernte. Um das Werk lassen sich weitere Gemälde und Zeichnungen zur Ernte gruppieren, mit der sich Sterl um 1900 – neben Szenen der Feldarbeit – eingehend beschäftigte. Gezeigt werden neun Gemälde, elf Zeichnungen, sechs Lithografien und fünf Skizzenbücher zur Korn- und Heuernte, bei denen Sterl sein Augenmerk, z.B. beim Erntetrunk, vor allem auf die Tätigkeit der Menschen und ihre familiäre Gemeinschaft legte.
Nach seinem Studium löste sich der junge Künstler vom Akademismus. Er wendete sich der Arbeit unter freiem Himmel und dem Landleben zu. In einem abseits gelegenen Dorf in Hessen fand er von 1893 bis 1904 in den Sommermonaten Inspiration und ungestörte Arbeitsatmosphäre. Während Sterl am bäuerlichen Familien- und Dorfleben teilnahm,
zeichnete und malte er Landschaften, Genreszenen und Ackerbau. Damit begann seine langjährige Beschäftigung mit dem Sujet der Arbeit, das in seinen Steinbrecher-Bildern gipfeln sollte. In den hessischen Schaffensjahren schuf Robert Sterl viele Ernteszenen: Allein zur Kartoffelernte sind fünf Ölgemälde im Werkverzeichnis nachgewiesen, zum Erntetrunk sogar sieben, dazu zahlreiche Zeichnungen und Grafiken. Eine Lithografie mit dem Erntetrunk war zwanzig Jahre später Vorlage für ein Tonrelief, das die von Sterl geförderte Künstlerin Lucie Prussog (1900-1990) in seinem Auftrag anfertigte und das bis heute die Fassade des Sterl Hauses ziert.
„Von vorn gebraten und im Rücken ziehts“
Robert Sterl in den Krupp-Werken 1918
Sonderausstellung: 15. Juli bis 9. September
Im Oktober 1918, kurz vor Ende des Ersten Weltkrieges, erhielt Robert Sterl die Genehmigung vier Wochen in den Essener Krupp-Werken zu zeichnen. Für Sterl war es eine intensive Schaffensphase in der mehr als 50 Kreide- und Kohlezeichnungen, mehrere Skizzenbücher sowie neun Ölstudien entstanden. Eindrucksvoll zeugen sie von der menschlichen Schwerstarbeit in den riesigen Werkhallen und stellen in sensibel und detailreich aufgefassten Porträtstudien die Arbeiter vor.
Die Sonderausstellung ermöglicht mit einer Auswahl der in Essen entstandenen Zeichnungen, Skizzenbücher und Dokumenten aus dem Nachlass des Künstlers einen lebendigen Eindruck, wie sich der zeitgenössische, moderne Maler Robert Sterl mit der industriellen Arbeitswelt in einem Großbetrieb auseinandersetzte.
Darja Eßer – Eine Stelle in der Welt
Sonderausstellung mit Werken der Robert-Sterl-Preisträgerin 2018
16. September – 31. Oktober 2018
Darja Eßer (*1987) zeichnet, mit Tusche auf Papier. Mal linear, oftmals organisch gewachsen erscheinen die Strukturen in ihren Papierarbeiten. In das Eigenleben der wässrigen Tusche greift die Künstlerin zurückhaltend ein und entwickelt mit wenigen Interventionen eine Form, bei der das Wechselspiel von Unmittelbarkeit und Unkontrollierbarkeit erhalten bleibt. Ihre Bildmotive entwickeln sich aus Ideen und Assoziationen, die der Künstlerin während des Arbeitens mit dem Material sowie durch Alltagserlebnisse und Erfahrungen in der Natur begegnen. Darja Eßer beschäftigen Körpergrenzen und ihre Auflösung, die Feinheit und gleichzeitige Rohheit von Hüllen und Haut sowie das Vergängliche und damit verbundene Dynamiken des Menschlichen.
Das Papier ist dabei nicht nur Träger der Zeichnung sondern wird zum eigenständigen künstlerischen Medium. Aus transparentem Japanpapier, mit dem Grundriss von Lungenflügeln, näht sie fragile Schuhkörper, die zugleich an Gehäuse von Verpuppungen erinnern lassen. Behutsam gefaltet und in nuancierter Farbigkeit, schöpfend aus Natureindrücken, entwickeln die direkt an der Wand befestigten Formen einen reliefartigen Charakter und changieren zwischen Zwei- und Dreidimensionalität, Bild und Objekt. Eine besondere Faszination übt auf Darja Eßer das japanische, handgeschöpfte Maulbeerbaumpapier aus, das Sie selber in einem mehrtägigen Prozess herstellt. Für das Zeichnen ist das Papier zu grob, die Tusche verläuft darauf. So arbeitet sie ihre Tuschzeichnungen zwischen die Schichten der Papierfasern ein. In der abgeschlossenen Arbeit wirken die überlagernden Fasern wie eigenständige zeichnerische Spuren und erwecken neue transparente Bildräume.
Im Zusammenspiel von organischer, wie zufällig gebildeter Zeichnung und der Freiheit im Umgang mit den Materialien entwickeln ihre Papierarbeiten eine besondere Sinnlichkeit, Kraft und Poesie.
In der Preisträgerausstellung zeigt Darja Eßer im Robert-Sterl-Haus neben aktuellen Zeichnungen und Papierarbeiten auch eine Auswahl an Skizzenbüchern, die einen direkten Einblick in den intensiven Entwicklungsprozess ihrer Motive geben.