Ausstellungen 2024

Ausstellungsplakat zur Sonderausstellung, Gestaltung durch die Künstlerin selbst
Plakatgestaltung: Melina Braß

„a girl’s forest“

Robert-Sterl-Preis-Ausstellung 2024 mit den Werken der diesjährigen Preisträgerin Melina Braß
(31.10.2024 – 13.04.2025)

Der Wald als Sehnsuchtsort ist ein zentrales Motiv der Romantik. Ausgehend vom Standort des Robert-Sterl-Hauses am Malerweg in der Sächsischen Schweiz greift die diesjährige Robert-Sterl-Preisträgerin, Melina Braß, dieses in ihrer Ausstellung auf und überträgt es in die Gegenwart. Dabei übersetzt sie es in ein Sinnbild der menschlichen Sehnsucht und Unsicherheit gleichermaßen. Ihren Fokus legt sie auf die Zeit der Pubertät und damit auf eine Lebensphase, die besonders stark von Emotionen, Sehnsüchten und Unsicherheiten geprägt ist. Mithilfe einer Mischung aus natürlichen und synthetischen Materialien verwandelt die Künstlerin die Sonderausstellungsfläche des Robert-Sterl-Hauses installativ in eben diesen Wald. Autobiografisch geprägte Erinnerungsbilder von Hoffnungen und Wünschen als Heranwachsende werden collageartig, in verschiedenen Medien von der Künstlerin präsentiert, problematisiert und auf deren Ursprung hin befragt. Damit einher geht die Frage, inwiefern bestimmte Vorstellungen auf kollektive Erfahrungen zurückzuführen sind und dementsprechend gleichzeitig individuell und allgemeingültig sein können.

Blick in die Ausstellung „a girl’s forest“ (Installation) von Melina Braß: „Sweet Nothing“ (Detail), 2024 und „Shot on my Samsung SGH-E370 2009“ (Detail), 2024, Foto: Melina Braß

Als weiteres zentrales Symbol der Romantik greift Melina Braß die sogenannte Blaue Blume auf, die bereits der romantische Dichter Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, besser bekannt als Novalis, als Symbol der Liebe und Sehnsucht entwickelt hatte. Hier wird diese mit Klischees aus Film und Fernsehen sowie in der Jugendzeit angefertigte Zeichnungen der Künstlerin vermischt. Ein verzerrter Abdruck eines Gemäldes von Caspar David Friedrich auf einem Vorhang wird neben in Holz geschnitzte zeitgenössische Songtexte präsentiert, die die Pubertät der Künstlerin geprägt haben. Die als Gesamtinstallation gedachte Sonderausstellung lässt das Thema der Sehnsucht zu Zeiten von Novalis und unserer Gegenwart in einen Dialog miteinander treten und stellt gleichzeitig eine Verbindung zwischen damals und heute her.

Blick in die Ausstellung „a girl’s forest“ (Installation) von Melina Braß: „Blume“, 2024, und „Uttewalder Grund Caspar David Friedrich“ (Detail), 2024, Foto: Melina Braß

Bei der Sonderausstellung handelt es sich um die Ausstellung der diesjährigen Trägerin des Robert-Sterl-Preises, welcher jedes Jahr einer Meisterschülerin oder einem Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden von den Sammelstiftungen des Bezirkes Dresden verliehen wird. Der Preis geht auf Robert Sterls (1867-1932) Engagement zurück, junge Künstler:innen – vor allem der Kunstakademie Dresden, an der er über 25 Jahre lang Professor gewesen war – zu fördern.

Melina Braß begann ihr Studium der Bildenden Kunst an der HfBK Dresden 2015. Geprägt wurde ihr Studium durch die Fachklasse für Bildhauerei von Prof. Wilhelm Mundt, einem Auslandssemester in Kopenhagen/Dänemark und der Fachklasse für Übergreifendes künstlerisches Arbeiten von Prof. Nevin Aladağ. 2020 verlegte sie ihre Studien an die Hochschule für Grafik und Buchkunst nach Leipzig, wo sie die Klasse für Installation und Raum besuchte. 2023 schloss sie in Leipzig ihr Diplom im Fach Medienkunst ab. Im gleichen Jahr kehrte sie als Meisterschülerin von Prof. Wilhelm Mundt an die HfBK Dresden zurück. Gleichzeitig nahm sie ein Lehramtsstudium in den Fächern „Kunst und kommunikative Praxis“ und „Design, Materielle Kultur und Experimentelle Praxis“ an der Universität für angewandte Kunst in Wien auf. Ausgestellt hat sie bisher in Gruppe und allein in Dresden, Leipzig und Wien. Ihre künstlerische Arbeit schlägt sich vor allem in Installationen und Performances nieder.

Veranstaltungen im Rahmen der Robert-Sterl-Preis-Ausstellung „a girl’s forest“:
Do, 31.10.2024, 11:30 UhrVerleihung des Robert-Sterl-Preises 2024 an Melina Braß und Eröffnung der Ausstellung „a girl’s forest“ mit Werken der Preisträgerin
So, 13.04.2025, 15:00 UhrFinissage und Künstlerinnengespräch mit Melina Braß

Zurückliegende Ausstellungen

Romantik ade – Robert Sterls weg zum impressionistischen Landschaftsbild
01. August bis 20. Oktober 2024

Mit gerade einmal 14 Jahren beginnt Robert Sterl (1867-1932) 1881 seine Ausbildung an der Kunstakademie in Dresden. Der Landschaftsmaler Caspar David Friedrich (1774-1840) ist damals seit über 40 Jahren tot und die Romantik ist vielerorts dem Realismus und der Freilichtmalerei gewichen. An der Dresdner Akademie hingegen haben in den 1880er Jahren nach wie vor die sogenannten Nazarener die künstlerische Ausbildung fest in ihrer Hand. Einen anderen Zweig der Romantik vertretend, gilt für sie vor allem das religiös oder nationalistisch geprägte und idealisierte Historienbild als erstrebenswert. Neue künstlerische Bestrebungen werden sowohl bei den Lehrern als auch bei den Schülern unterdrückt. Das Hauptaugenmerk liegt auf der zeichnerischen Ausbildung, vor allem anhand der Werke Alter Meister, während die Malerei nur eine untergeordnete Rolle spielt.

„[…] gerade der Malerei als solcher galt die ganz besondere Nichtachtung und Feindschaft. Und diese schönste und sinnlichste Angelegenheit der Kunst, die Erlernung der Malerei, wurde nicht in lebendiger Anschauung vor der Natur gewonnen, sondern durch Rezepte und Traktätchen vermittelt.“

(Auszug aus dem Vorwort von Robert Sterl zur Otto-Gussmann-Gedächtnisausstellung 1927 in der Galerie Arnold in Dresden)

Der Dresdner Spätromantiker Ludwig Richter (1803-1884) dagegen zeigt in seinen Landschaftsbildern eine große Naturbegeisterung, die ein genaues Studium in der Natur voraussetzt und damit viele Studierende, unter ihnen Robert Sterl, auch in den 1880er Jahren noch begeistern und dem Wunsch der jungen Künstler nach Auseinandersetzung mit der „realen“ Welt näherstehen.

Robert Sterl, Baumstudie, 1884, Bleistift auf weißem Papier, 286 x 197 mm, Robert Sterl-Haus, Struppen OT Naundorf, Inv.-Nr. Z 2030.

Als Absolvent der Dresdner Kunstakademie schließt sich Robert Sterl Anfang der 1890er Jahre lose einer Gruppe junger Künstler an, die südlich von Dresden gemeinsam regelmäßig der Freilichtmalerei nachgehen und entgegen den Traditionen der akademischen Malerei Farbe und Licht den Vorrang im Bild geben. Maßgeblich für die Entstehung des Goppelner Kreises ist der hessische, in Dresden lebende Maler Carl Bantzer (1857-1941), mit dem Robert Sterl befreundet ist.

Robert Sterl, Koppellandschaft mit Obstbäumen, um 1891-92, Öl auf Leinwand, 41 x 44,5 cm, Robert-Sterl-Haus, Struppen OT Naundorf, Inv.-Nr. G 170, Foto: Jürgen Karpinski.

Auf dessen Einladung hin besucht Sterl 1892 die Freilichtmalerkolonie im kurhessischen Willingshausen. Ein Jahr später unternimmt er eine Studienreise nach Frankreich, wo er sich von den französischen Impressionisten inspirieren lässt. Bis zu seiner Anstellung als Lehrer an der Kunstakademie Dresden 1904 verbringt er viele Monate in Hessen, wo er zahlreiche Zeichnungen und Ölbilder der dortigen Landschaft erstellt. Im Laufe dieser Zeit ist bei Sterls Landschaftsbildern eine immer größere Abkehr von der naturalistischen, hin zu einer malerisch, impressiv aufgefassten Landschaftsdarstellung zu beobachten, welche schließlich sogar vom Jugendstil geprägt wird.

Robert Sterl, Hessische Tallandschaft mit Bach, um 1898/99, Öl auf Leinwand, 57 x 100,5 cm, Robert-Sterl-Haus, Struppen OT Naundorf, Inv.-Nr. G 205, Foto: Jürgen Karpinski.

Die Ausstellung zeichnet diesen Weg anhand ausgewählter Ölbilder und Zeichnungen Robert Sterls aus dem Besitz des Robert-Sterl-Hauses nach. Hierbei werden viele, vor allem sehr frühe Gemälde und Zeichnungen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert oder neu arrangiert. Die früheste Zeichnung ist aus dem Jahr 1882, als Robert Sterl 15 Jahre alt war. Selten ist es für das Werk des Künstlers so gut möglich, eine solch klare, stilistische Entwicklungslinie aufzuzeigen wie in seinen Landschaftsbildern, welche auch seine rege Auseinandersetzung mit den künstlerischen Strömungen seiner Zeit offenbaren. Gleichzeitig stellen Robert Sterls Werke ein gutes Beispiel für die Weiterentwicklung der Landschaftsdarstellung von der Spätromantik bis zum Impressionismus und Jugendstil um 1900 dar.

Veranstaltungen im Rahmen der Sonderausstellung:
Mi, 31. Juli 2024,
17:00 Uhr
Eröffnung der Sonderausstellung „Romantik ade – Robert Sterls Weg zum impressionistischen Landschaftsbild“ (01.08.-20.10.2024), Einführung: Juliane Gatomski (Museumsleiterin), musikalische Begleitung: Christoph und Janina Uschner (Violoncello & E-Piana, Gesang)
Sa, 17. August 2024,
11:00 – 16:00 Uhr
Geführte Wanderung durch den Liebethaler und Uttewalder Grund – Die erste Etappe des Malerweges bis Lohmen oder Wehlen

Der beste Einstieg in die mystische Felsenwelt des Elbsandsteingebirges beginnt in Pirna-Liebethal. Auf der Tour
durchstreift man das wildromantische Tal, das schon vor 200 Jahren „Schweizreisende“ und Künstler beeindruckte.

In Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Dresden

Gebühr: 16 Euro / 10 Euro ermäßigt, Familie 10 Euro

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem „Programm“ auf unserer Homepage.
So, 25. August 2024,
10:30 – 11:15 Uhr
Öffentliche Kuratoren-Führung durch die Sonderausstellung „Romantik ade! Robert Sterls Weg zum impressionistischen Landschaftsbild“
Sa, 14. September 2024, 14:30 – 15:15 UhrÖffentliche Kuratoren-Führung durch die Sonderausstellung „Romantik ade! Robert Sterls Weg zum impressionistischen Landschaftsbild“
Sa, 28. September 2024, 11:00 – 16:00 UhrGeführte Rund-Wanderung von Goppeln durch den Gebergrund und über die Babisnauer Pappel –
Auf den Spuren der Spätromantiker und Freilichtmaler der sog. Goppelner Malerschule

Bereits vor 150 Jahren haben Künstler hier unmittelbare Naturerfahrung und Entschleunigung gefunden. Südlich von Dresden durchquert man den malerischen Gebergrund, wandert entlang von idyllischen Feldern, Koppeln und Streuobstwiesen und erhält bei gutem Wetter beeindruckende Ausblicke auf die Elbhänge und Sächsische Schweiz.

In Zusammenarbeit mit den Museen der Stadt Dresden

Gebühr: 16 Euro / 10 Euro ermäßigt, Familie 10 Euro

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem „Programm“ auf unserer Homepage.
So, 20. Oktober 2024,
15:30 Uhr
Finissage zur Sonderausstellung „Romantik ade. Robert Sterls Weg zum impressionistischen Landschaftsbild“ mit Kuratoren-Führung. Im Anschluss besteht die Möglichkeit, die Ausstellung bei einem Glas Wein und ein paar kleinen Snacks in geselliger Runde ausklingen zu lassen.
Änderungen vorbehalten, Stand: 29.08.2024

Ein hessisches Intermezzo

Robert Sterl in der Schwalm
01. Mai bis 21. Juli 2024

Mehr als zehn Jahre lang stellte Hessen um die Jahrhundertwende herum Robert Sterls (1867-1932) zweite Heimat dar. Lange bevor er das Haus in der Sächsischen Schweiz, das heutige Robert-Sterl-Haus, kaufte und umbaute, erwarb er 1899 ein kleines Atelierhaus im hessischen Wittgenborn bei Wächtersbach. Gegend und Leute nehmen als Motive einen dementsprechend großen Raum im Œuvre Sterls ein.

Doch das von Robert Sterl so hochgeschätzte Töpferdorf und seine Umgebung hat er erst im zweiten Anlauf kennengelernt. Sein erster Besuch in Hessen galt 1892 dem Künstlerdorf Willingshausen in der Schwalm nahe Marburg. Benannt nach dem Fluss Schwalm, ist die Region vor allem für ihre Trachten und Festtagsbräuche bekannt, die oft von den Malern in Willingshausen festgehalten worden sind.

Robert Sterl, Bildnis einer alten hessischen Bäuerin, o.J., Kohle auf weißem Papier, 392 x 261 mm, Struppen-Naundorf, Robert-Sterl-Haus, Inv.-Nr. Z 848

Robert Sterl wurde hierhin von seinem Freund, Carl Bantzer (1857-1941), eingeladen, der in der Schwalm geboren wurde und bereits Mitglied der Malerkolonie Willingshausen gewesen war. Doch eine nachhaltige Verbindung zur Künstlerkolonie Willingshausen entwickelte sich trotz Bantzers Bemühungen bei dem 25-jährigen Sterl nicht, auch wenn er nach 1892 immer wieder einmal in die Schwalm zurückkehrte. Nichtsdestotrotz stellt dieser Besuch den Anfang einer langen und wichtigen Schaffensphase Robert Sterls dar.  

Robert Sterl, Willingshausen, o.J., Feder auf weißem Karton, 255 x 240 mm, Struppen-Naundorf, Robert-Sterl-Haus, Inv.-Nr. Z 1561

Die Sonderausstellung geht auf diese bisher wenig beachtete Zeit im frühen Schaffen des Künstlers ein. Anhand von Gemälden und ausgewählten Zeichnungen aus dem Bestand des Robert-Sterl-Hauses wird gezeigt, welche Themen den jungen Künstler in der Schwalm gereizt haben und wie er jene umgesetzt hat. Gleichzeitig wird thematisiert, ob dieses „hessische Intermezzo“ einen Nachklang in seinem Schaffen gefunden hat und warum die Malerkolonie Willingshausen Robert Sterl nicht langfristig halten konnte.

Veranstaltungen im Rahmen der Sonderausstellung:
Mittwoch, 01. Mai 2024, 11:00 UhrEröffnung der Sonderausstellung, musikalisch begleitet von Christoph Uschner/Cello
Im Anschluss bei gutem Wetter Ausklang im Sterl-Garten mit einem kleinen, süßen Frühstück
Samstag, 11. Mai 2024, 10:30 UhrÖffentliche Führung durch die Sonderausstellung „Ein hessisches Intermezzo – Robert Sterl in der Schwalm“
Samstag, 25. Mai 2024, 15:00 UhrSchätze aus dem Depot: „Was nicht gezeigt werden konnte – Weitere Zeichnungen von Robert Sterl aus der Schwalm“
Samstag, 22. Juni 2024, 10:30 UhrÖffentliche Führung durch die Sonderausstellung „Ein hessisches Intermezzo – Robert Sterl in der Schwalm“
Sonntag, 21. Juli 2024, 16:00 UhrFinissage zur Sonderausstellung, im Anschluss bei gutem Wetter Ausklang im Garten des Robert-Sterl-Hauses mit Wein und kleinen Snacks